Goethe, Johann Wolfgang von – Egmont

(1787 | 100 S.)

Egmont ist ein Trauerspiel von Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor begann 1775 mit der Arbeit an dem Drama, schloss es aber erst 1787 ab. 1788 lag es erstmals im Druck vor. Die Uraufführung fand am 9. Januar 1789 in Mainz statt. Das Trauerspiel verlangt eine Schauspielmusik. Wikipedia

Meinung

Cornelia meint:

Auch hier ein Held als Identifikationsangebot im Mittelpunkt, aber anders als Götz wird da nicht das Idealbild einer sozialen Rolle ausgefüllt (des Ritters), sondern Authentizität, Gewissenstreue  und Spontaneität der Person werden gefeiert. Egmont spielt seine politische Rolle quasi als Dilettant und mit einem Herzen voll natürlicher Menschenliebe, und das gewinnt ihm Liebe und Hingabe beim Volk. Hier wird das Idealbild einer auf Liebe und Gegenliebe gegründeten Beziehung zwischen Herrscher und Beherrschten vorgestellt. All dies steht natürlich quer zu den Politikern mit ihren Machtspielen, die die Religion nicht dem Privatvergnügen des Bürgers überlassen wollen, sondern sie als Machtbasis für egoistische Fürsten nutzen. Dabei gibt Margarete von Parma die weibliche, gemilderte Variante. Ich sehe hier den Nachhall eines Politikverständnisses, das Gustav Freytag in seinen Bildern aus der Vergangenheit in der „germanischen“ Vorzeit des deutschen Volks wurzeln lässt. Zugleich sympathisiere ich natürlich – anders als Goethes doch recht deistischer Humanismus – mit dem Glaubens-Ernst der Kaiserlichen, die ihre Macht als göttliche Gabe der Kirche ausüben. Pech nur, dass es die falsche Kirche ist. Aber ich sollte vorsichtig sein: Byzanz war auch nicht immer ein Vorbild. Das Nebeneinander von christlicher Treue und irdischer Macht bleibt problematisch, – wenn auch nicht deshalb schon illegitim.

Wieder geht es also um die Treue zum König und den Widerstand gegen dessen „Große“, die jenes Königs Machtvollkommenheit gegenüber den überkommenen Rechten und Lebensweisen beherrschter Völker durchsetzen. Natürlich trägt Egmont den moralischen Sieg davon, aber Oranien hat den Mordanschlag durchschaut und wird sein Volk beim Widerstand und bei der Befreiung von der Fremdherrschaft führen. Egmont ist – bevor eine Begegnung Goethes mit Schiller überhaupt stattfand – eine männliche Version der Schillerschen schönen Seele. Das Volk, in dessen Namen er die Freiheit verteidigt, erweist sich leider bei Egmonts Gefangennahme als genau der miese Pöbel, als den es Alba erkannt hat. In Albas Großinquisitor-mäßiger Bereitschaft, diesen Pöbel zu seinem vom König definierten Glück zu zwingen, hallt die Arroganz jener aufgeklärten Absolutisten wider, gegen die sich Kants Bestehen auf einer Minimal-Regierung richtet. Das alles ist interessant historisch und im Blick auf politische Moral.

Info

Erscheinungsjahr18. Jh., 2. Hälfte
Seiten< 100
AutorGoethe, Johann Wolfgang von

Kommentare

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