Dieser Artikel gehört zu „Die Kirche“, einer Ausarbeitung von Cornelia Hayes für eine FOCS-Tagung.
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Wie wird getan, was getan werden soll?
Es sind diese Leitlinien, im Blick auf welche sich das Wort des Irenäus, über die Verläßlichkeit der Tradition zwar einerseits als hilfreich erweist…
Irenäus Gegen die Häresien Buch III – IV 1
1. Angesichts solcher Beweise darf man nicht lange bei andern nach der Wahrheit suchen. Ohne Mühe kann man sie von der Kirche in Empfang nehmen. In sie haben die Apostel wie in eine reiche Schatzkammer auf das vollständigste alles hineingetragen, was zur Wahrheit gehört, so daß jeder, der will, aus ihr den Trunk des Lebens schöpfen kann. Sie ist der Eingang zum Leben; alle übrigen sind „Räuber und Diebe“ . Diese muß man deshalb meiden, alles aber, was zur Kirche gehört, auf das innigste lieben und die Überlieferung der Wahrheit umklammern. Sollte jedoch über eine unbedeutende Frage ein Zwiespalt entstehen, dann muß man auf die ältesten Kirchen zurückgehen, in denen die Apostel gewirkt haben, und von ihnen die klare und sichere Entscheidung über die strittige Frage annehmen. Hätten nämlich die Apostel nichts Schriftliches uns hinterlassen, dann müßte man eben der Ordnung der Tradition folgen, die sie den Vorstehern der Kirchen übergeben haben.
… andererseits aber an Grenzen stößt, die weitere Orientierungshilfen erfordern.
Die Berufung zur Einheit verlangt von allen Gliedern der Kirche zunächst jene Friedlichkeit, die in III durch Eintracht oder Einigkeit beschrieben wurde
Eph 4,1-6
Ich, der Gefangene im Herrn, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging. Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens! Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.
Oder grundsätzlicher: Diese Berufung verlangt eine der Christus-Liebe nachgeformte Nächstenliebe
Joh 13,34-35
Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet.
Und dies gilt besonders für die Bischöfe:
Ap.Konst. II – XLIV
Bewahrt unter einander die Eintracht, ihr Bischöfe! Pfleget gegenseitig den Frieden, seid barmherzig, liebet die Brüder, weidet mit Sorgfalt das Volk, lehret übereinstimmend die euch Untergebenen, gleicher Gesinnung zu sein und den gleichen Wahrheiten mit ihnen zu huldigen, damit unter euch keine Spaltung sei.
Angesichts der Gott-Geschenktheit dieses Friedens in Eintracht und Wahrheit hat die frühe Kirche auch kein kanonisches Recht ausgearbeitet wie der Westen, sondern immer („hörend“) pragmatische Lösungen gefunden. Denn (Meyendorff BT), wie auch die späteren Kanoniker dort nie vergaßen:
Gal 2,21
Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise; denn käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, so wäre Christus vergeblich gestorben.
Wenn Rechtfertigung via Gesetz zu haben wäre, wäre Christus umsonst gestorben.
Die allmählich trotzdem festgelegten, eher pragmatischen Regeln (MeyBT 80 ff) finden sich dem Kern nach im Nomocanon.
Dazu gehören die Apost Kanonen (85 Stück) (anders als die 50, die der Westen zugrundelegte), die Kanonen der öku Konzilien, von 10 lokalen Konzilien, Kanonen der Heiligen Väter (12 Stück). Von all diesen ist in Byzanz das Quinisexte (bei uns das 6.) Konzil von Trullo am wichtigsten gewesen.
Sie bilden (neben den biblischen Schriften, Vgl. Teil II) einen Teil der kirchlichen Tradition:
2 Thess 2,15
Seid also standhaft, Brüder und Schwestern, und haltet an den Überlieferungen fest, in denen wir euch unterwiesen haben, sei es mündlich, sei es durch einen Brief!
Diese Tradition wird überliefert in Wort und Brief.
Irenäus a.a.O. Buch IV XXXIII 8
Die wahre Gnosis ist die Lehre der Apostel und das alte Lehrgebäude der Kirche für die ganze Welt. Den Leib Christi erkennt man an der Nachfolge der Bischöfe, denen die Apostel die gesamte Kirche übergeben haben. Hier sind die Schriften in treuer Überlieferung bewahrt; nichts ist hinzugetan, nichts ist fortgenommen. Hier werden sie unverfälscht verlesen und gesetzmäßig, sorgfältig, gefahrlos und gottesfürchtig erklärt. Hier ist vor allem das Geschenk der Liebe, das kostbarer ist als die Erkenntnis, ruhmvoller als die Prophetengabe, vortrefflicher als alle übrigen Charismen.
Das wahre Wissen ist die Tradition. Zu ihr gehört die Lehre der Apostel, die alten Satzungen der Kirche, die Lehren der Bischöfe über die Harmonie der Schrift und all das in der Gabe der Liebe.
Diese Tradition umfaßt also auch die Gewohnheiten des kirchlichen Lebens. (Allerdings wird sich später zeigen, daß Raum für lokale liturgische Differenzen besteht.)
Man kann sie in manchen Hinsichten
(a) als Best practice Vorgehensweisen, in anderen
(b) als das Nebeneinander oikonomischer und akribischer Anwendung
betrachten.
a) Beispiele für kirchliches best practice Handeln
Die ersten zwei besonders einleuchtenden Beispiele zeigen, wie Friedlichkeit durch Aufsicht und Etikette gewahrt werden kann:
1) Die Ordnung der Gottesdienste
Ap.Konst. II-LVII
Wenn du aber die Gläubigen in der Kirche Gottes um dich versammeln willst, so sei wie der Steuermann eines großen Schiffes; sorge, daß die Versammlungen in aller Ordnung geschehen, indem du den Diakonen gleich Matrosen befiehlst, daß sie den Brüdern gleich Einsteigenden mit aller Sorgfalt und mit Anstand den Platz anweisen. … Dergleichen soll der Diakon Aufsicht halten über das Volk, damit Niemand schwätze, schlafe oder lache oder unruhige Bewegungen mache. Denn in der Kirche muß man mit Anstand, Nüchternheit und Achtsamkeit verweilen und nur auf das Wort des Herrn hören.
Sonderproblem Umgang mit Charismata
Einerseits soll man den Geist, den wir im Gebet zu Beginn jedes Gottesdienstes willkommen heißen, nicht unterdrücken.
1 Thess 5,19-21
19 Löscht den Geist nicht aus!
20 Verachtet prophetisches Reden nicht!
21 Prüft alles und behaltet das Gute!
Andererseits müssen Zungenreden zur Auferbauung übersetzt werden
1 Kor 14,5-16
5 Ich wünschte, ihr alle würdet in Zungen reden, weit mehr aber, ihr würdet prophetisch reden. Der Prophet steht höher als der, der in Zungen redet, es sei denn, er übersetzt sein Reden, damit die Gemeinde aufgebaut wird.
6 Was nützt es euch, Brüder und Schwestern, wenn ich zu euch komme und in Zungen rede, euch aber keine Offenbarung, keine Erkenntnis, keine Prophetie, keine Lehre bringe?
7 Wenn leblose Musikinstrumente, eine Flöte oder eine Harfe, nicht deutlich unterschiedene Töne hervorbringen, wie soll man dann erkennen, was auf der Flöte oder was auf der Harfe gespielt wird?
8 Und wenn die Trompete unklare Töne hervorbringt, wer wird dann zu den Waffen greifen?
9 So ist es auch mit euch, wenn ihr in Zungen redet, aber kein verständliches Wort hervorbringt. Wer soll dann das Gesprochene verstehen? Ihr redet nur in den Wind.
10 Es gibt wer weiß wie viele Sprachen in der Welt und nichts ist ohne Sprache.
11 Wenn ich nun den Sinn der Sprache nicht kenne, bin ich für den Sprecher ein Fremder, wie der Sprecher für mich.
12 So ist es auch mit euch. Da ihr nach Geistesgaben strebt, gebt euch Mühe, dass ihr damit vor allem zum Aufbau der Gemeinde beitragt!
13 Deswegen soll einer, der in Zungen redet, beten, dass er es auch übersetzen kann.
14 Denn wenn ich in Zungen bete, betet zwar mein Geist, mein Verstand aber bleibt unfruchtbar.
15 Was folgt daraus? Ich will im Geist beten, ich will aber auch mit dem Verstand beten. Ich will im Geist lobsingen, ich will aber auch mit dem Verstand lobsingen.
16 Wenn du nur im Geist den Lobpreis sprichst und ein Unkundiger anwesend ist, wie kann er zu deinem Dankgebet das Amen sprechen; er versteht ja nicht, was du sagst.
Was nun das Erfordernis der Verständlichkeit angeht, so hat auch schon Irenäus die Verschiedenheit der Sprachen als mit der einen Tradition verträglich erklärt:
Irenäus a.a.O. Buch I – X 2
Nun wohl, diese Botschaft und diesen Glauben bewahrt die Kirche, wie sie ihn empfangen hat, obwohl sie, wie gesagt, über die ganze Welt zerstreut ist, sorgfältig, als ob sie in einem Hause wohnte, glaubt so daran, als ob sie nur eine Seele und ein Herz hätte, und verkündet und überliefert ihre Lehre so einstimmig, als ob sie nur einen Mund besäße. Und wenngleich es auf der Welt verschiedene Sprachen gibt, so ist doch die Kraft der Überlieferung ein und dieselbe.
Trotzdem hat die Kirche in Rom erst allmählich gelernt, daß die 3 heiligen Sprachen auf dem Kreuz nicht erschöpfend sind, sondern – seit Kyrill und Method, daß man übersetzen darf und muß in andere Sprachen.
… relevant für alle Migrantengemeinden heute, die nicht in unserer Sprache beten möchten, und für DOM.
Sonderproblem Rituelle Details
Einerseits gibt es gute Gründe für einen einheitlichen Osterkalender
Apost.Konst. V XVII
Haltet nicht mehr auf die Gewohnheit, mit den Juden das (Oster-) Fest zu begehen, denn wir haben keine Gemeinschaft mehr mit ihnen; selbst in der Zeitrechnung irren sie sich, welche sie als die richtige anzusetzen vermeinen, so daß sie nach allen Seiten in die Irre gegangen und von der Wahrheit abgefallen. Ihr aber beachtet genau das Frühlings-Äquinoktium, welches am zweiundzwanzigsten Tag des zwölften Monats d. i. des Dystrus einfällt, abwartend bis zum einundzwanzigsten Tag des ersten Mondes, damit der vierzehnte Tag des Mondes nicht in eine andere Woche einfalle (…)
Solche Einheitlichkeit erleichtert die ökumenische Zusammenarbeit.
Aber mit dem Nachlassen der jüdischen Gefahr soll daraus kein Streit entstehen (Rom soll sich nicht einmischen, da es eh abweicht).
Firmilian – Brief an Cyprian
VI … Daß man aber in Rom nicht in allen Punkten die ursprüngliche Überlieferung beobachtet und sich vergeblich auf das Zeugnis der Apostel beruft, kann man auch daraus erkennen, daß man in der Feier des Osterfestes1 und in vielen anderen Geheimnissen des Gottesdienstes bei ihnen gewisse Abweichungen bemerkt und daß man nicht alles, was in Jerusalem beobachtet wird, auch dort in gleicher Weise hält. So wird ja auch in den meisten anderen Provinzen gar manches je nach der verschiedenen Gegend und Bevölkerung anders gemacht, aber dennoch hat man sich deswegen von dem Frieden und der Einheit der katholischen Kirche noch niemals getrennt.
XVII Und in dieser Beziehung kann ich mich wirklich empören über diese so offensichtliche und handgreifliche Torheit des Stephanus; gerade er, der sich so sehr seiner bischöflichen Stellung rühmt und die Nachfolge des Petrus innezuhaben behauptet, auf dem die Grundlagen der Kirche errichtet sind, ist es ja, der noch viele andere Felsen einführt und die Gebäude zahlreicher neuer Kirchen aufstellt, indem er mit seinem persönlichen Ansehen dafür eintritt, daß dort die Taufe sei. Denn die Getauften machen doch mit ihrer Zahl ohne Zweifel eine Kirche aus. Wer aber ihre Taufe anerkennt, bestätigt auch, daß die Getauften dort eine Kirche bilden, ohne einzusehen, daß er, wenn er so die Einheit verrät und im Stiche läßt, die Wahrheit des christlichen Felsens verdunkelt und gewissermaßen vernichtet.
Entsprechend mahnt auch Irenäus Papst Viktor (zitiert bei Euseb, The Church History V,24:13 (Sources Chrétiennes 41,70) Rom, sich nicht in asiatische Sachen einzumischen und den Gemeinden dort ihre Fastenregeln zu lassen, da die Einheit im Glauben sich gerade an der Verschiedenheit solcher Regel zeigt. (vgl. auch Pheidas). Auch Kalenderfragen sollten nicht überbewertet werden (Irenäus an Viktor, zitiert bei Eusebius, CH V,24:17 (SC 41,71): Trotz Uneinigkeit über den Ostertermin kann weiterhin miteinander kommunizieren.
So verteidigte auch Polycarp bei Papst Anizetus in Rom den östlichen Kalender, und Anizetus ließ ihn trotzdem in römischen Kirchen zelebrieren.
FAZIT
Diese Abwehr von Uniformierung im Variablen ist auch wichtig für unsere heutige Riten-Vielfalt, z.B. zwischen Griechen und Russen! Es ist völlig ok, wenn verschiedene Diözesen im selben Raum für ihre jeweiligen Gemeinden verschiedene liturgische Gewohnheiten pflegen: Rumänen, zuweilen auch Russen, knien am Sonntag, Griechen tun das nicht. Solche Unterschiede behindern weder das Ziel der Heiligung noch auch die Freundschaft unter den Gemeinden. Problematisch wird es, wenn liturgische Unterschiede dogmatische Unterschiede reflektieren.
2) Liturgische Gastfreundschaft
Ap Konst. LVIII
Über die Aufnahme der Fremden.
Wenn ein Fremder, sei es Bruder oder Schwester, mit Empfehlungsschreiben ankommt, so soll der Diakon in Betreff derselben untersuchen, ob sie gläubig, ob sie zur Kirche gehören, ob sie nicht von Ketzerei angesteckt, und wiederum, ob sie verheirathet oder Wittwen. Hat sich herausgestellt, daß der Fremde den rechten Glauben habe und mit der Kirche des Herrn sich in Übereinstimmung befinde, so soll der Diakon jeden an den ihm gebührenden Platz führen. Wenn aber ein Priester von einer Gemeinde gekommen, so soll er von den Priestern aufgenommen werden, und wenn ein Diakon, von den Diakonen; wenn aber ein Bischof als Fremder kommt, soll er neben dem Bischof sitzen, von welchem er mit denselben Ehren empfangen und gebeten wird, an das Volk einige belehrende Worte zu richten; denn die Unterweisung und Ermahnung von Seite der Fremden ist beliebt und sehr nützlich, „denn kein Prophet hat Geltung m seinem Vaterland.“ Du sollst ihm auch das Anerbieten machen, die Eucharistie zu feiern; wenn er aber aus Bescheidenheit diese Ehre zurückweiset und nicht opfern will, so sollst du ihn nöthigen, wenigstens das Volk zu segnen. Wenn aber während der Versammlung ein angesehener und berühmter Mann eintritt, sei’s ein Fremdling oder Einheimischer, so sollst du, o Bischof, während du von Gott zum Volke sprichst oder den anhörst, welcher Psalmen singt oder vorliest, auf den Rang, das Ansehen oder Vermögen des Gastes keine Rücksicht nehmen und dich nicht unterbrechen lassen. Die Brüder aber sollen ihn durch die Diakonen aufnehmen, und wenn es an Platz mangelt, so soll der Diakon ihm einen Sitz verschaffen, indem er den Jüngsten gütlich, nicht mit Ungestüm aufstehen heißt; übrigens sollte man Dieß in Bruderliebe von selbst thun. Wenn er sich aber weigert, so zwinge er ihn, Platz zu machen, und stelle ihn an den allerletzten Platz, damit auch die Übrigen lernen, den angeseheneren Personen Platz zu machen. Wenn aber ein Armer oder Niedriger oder Fremder kommt, sei’s alt oder jung, und es an Platz fehlt, so soll auch Diesen der Diakon ganz bereitwillig Platz machen, damit er seinen Dienst versehe, nicht um den Menschen, sondern um Gott zu gefallen. Ebenso soll auch die Diakonissin verfahren, wenn Frauen kommen, mögen sie arm oder reich sein.
3) Die Personalpolitik
Da in diesem Bereich häufig Streit entsteht, haben die Apostel auch hier best practice Beispiele gegeben:
Wahl des fehlenden 12. Apostels
Apg 1,15-26
… Denn es steht im Buch der Psalmen: Sein Gehöft soll veröden, niemand soll darin wohnen! und: Sein Amt soll ein anderer erhalten! Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: Du, Herr, kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen! Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war. Sie warfen das Los über sie; das Los fiel auf Matthias und er wurde den elf Aposteln zugezählt.
Man einigt sich im Rat der Ältesten über die relevanten Kriterien, identifiziert zwei Kandidaten, die diese erfüllen, und läßt nach Gebet das Los entscheiden.
Wahl der ersten Diakone
Apg 6,1 ff.
In diesen Tagen, als die Zahl der Jünger zunahm, begehrten die Hellenisten gegen die Hebräer auf, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben. Der Vorschlag fand den Beifall der ganzen Gemeinde und sie wählten Stephanus, einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist, ferner Philippus und Prochorus, Nikanor und Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia. Sie ließen sie vor die Apostel hintreten und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf. Und das Wort Gottes breitete sich aus und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer; auch eine große Anzahl von den Priestern nahm gehorsam den Glauben an.
Man läßt die ganze Versammlung, die um solche Diener des Tischs gebeten hatte, beten und dann Vorschläge machen. Alle Vorgeschlagenen werden geweiht.
Wahl der Bischöfe
Der Clemensbrief erkennt an, daß Bischofswahlen immer Streit entstehen lassen und es der besonderen Bemühungen der Kirche bedarf, hier Abhilfe zu schaffen:
Clemens – Erster Brief an die Korinther Kap. 44
2 Aus diesem Grunde setzten sie auch, da sie eine genaue Kenntnis hiervon zum Voraus erhalten hatten, die oben Genannten ein und gaben ihnen dazu Auftrag, dass, wenn sie entschlafen wären, andere erprobte Männer ihren Dienst übernähmen.
3 Die also von jenen oder hernach von anderen ausgezeichneten Männern unter Zustimmung der ganzen Gemeinde eingesetzten (Bischöfe), die das Hirtenamt Christi in Demut untadelig, ruhig, uneigennützig verwaltet haben, die lange Zeit hindurch von allen ein gutes Zeugnis erhalten haben, diese von ihrem heiligen Amte abzusetzen, ist nach unserer Ansicht ein Unrecht.
Vgl. die genaueren Vorschriften in:
Ap.Konst. VIII-II-IV
VIII-IV
Wir zwölf Apostel des Herrn also, die wir gemeinsam versammelt sind, erlassen diese unsere göttliche Anordnungen über die ganze kirchliche Weihe, zugleich im Beisein sowohl des Gefäßes der Auserwählung, unseres Mitapostels Paulus, als auch des Bischofs Jakobus und der übrigen Presbyter und der sieben Diakonen. Daher sage ich, Petrus, als der Erste: Zum Bischof solle geweiht werden, wie wir alle früher in gleicher Weise angeordnet haben, wer in jeder Hinsicht tadellos, vom ganzen Volke als der Vorzuglichste gewählt worden ist. Wenn Dieser beim Namen genannt worden und Beifall gefunden hat, so soll das versammelte Volk zugleich mit den Priestern und Bischöfen, welche zugegen sind, am Tag des Herrn die Zustimmung geben. Wer aber unter den übrigen der Erwählte ist, der frage die Priester und das Volk, ob er selbst es sei, den sie als Oberhaupt begehren, und wenn sie es bejahen, frage er abermals, ob er von Allen das Zeugniß habe, würdig zu sein dieser wichtigen und glänzenden Herrschaft, ob er die Pflichten gegen Gott in rechter Weise erfüllt, ob er gegen die Menschen Gerechtigkeit geübt, ob er seinen Haushält gut geführt habe, ob seine Lebensweise tadellos sei. Und wenn Alle zugleich der Wahrheit gemäß, nicht aber muthmaßlich, bezeugt haben werden, daß er so geeigenschaftet sei, dann soll man gleichsam vor Gott, dem Richter, und Christo, in Gegenwart auch des hl. Geistes und aller Heiligen und dienenden Engel, wiederholt zum dritten Mal fragen, ob er in Wahrheit des Amtes würdig sei, damit jedes Wort auf dem Munde zweier oder dreier Zeugen beruhet; 1 und wenn Jene zum dritten Mal ihre Zustimmung geben, daß er würdig sei, so soll von Allen ein Zeichen des Einverständnisses gegeben werden, und wenn sie es freudig geben, sollen sie erhört werden; und nach eingetretener Ruhe spreche einer der ersten Bischöfe, zugleich mit zwei andern, nahe am Altare stehend, während die übrigen Bischöfe und Priester still beten und die Diakonen das göttliche Evangelienbuch über das Haupt des Ordinanden offen halten, zu Gott.
MeyBT 82 zitiert hierzu das später präzisierende Edikt 528 von Justinian: Die Leute die die Stadt eines verstorbenen Bischofs bewohnen sollen drei Kandidaten aussuchen, die alle Bedingungen erfüllen, und von denen wird dann einer ausgewählt. (unklar: wer wählt… glaube die Synode)
Nun setzt solche Beteiligung der Herde an der Wahl des Bischofs die Fähigkeit voraus, über die „Würdigkeit“ eines Priesters ein Urteil zu fällen.
In der Tat findet sich (worauf Afanasiew hinweist) solche Urteilskompetenz – wenn auch unter Bedingungen – bejaht.
1 Tim 5:19-20
Wider einen Ältesten nimm keine Klage an, außer bei zwei oder drei Zeugen. Die da sündigen, überführe vor allen, auf daß auch die übrigen Furcht haben.
Paulus selbst unterstellt sich solcher Beurteilung, …
1 Kor 4,1-4
… So soll man uns betrachten: als Diener Christi und als Verwalter von Geheimnissen Gottes. Von Verwaltern aber verlangt man, dass sie sich als treu erweisen. Mir macht es allerdings gar nichts aus, wenn ihr oder ein menschliches Gericht über mich urteilt; ich urteile auch nicht über mich selbst. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, doch bin ich dadurch noch nicht gerecht gesprochen; der Herr ist es, der über mich urteilt.
…betont aber zugleich, daß die Führer und Verwalter Gottes von Ihm selbst gerichtet werden.
So empfehlen auch die Ap. Konst (in Übereinstimmung mit den Quellen, die den Gehorsam „wie gegenüber Christus“ betonen) Zurückhaltung bei der Beurteilung bischöflicher Verwaltungstätigkeit.
Ap.Konst. II-XXXV
„gib dem Priester, der da Mittler ist zwischen Gott und den der Reinigung und Verzeihung Bedürftigen. Alles, was du ihm schuldest, sowohl die Erstlingsgabe der Tenne als der Kelter als Opfer für deine Sünden. Denn dir ziemt das Geben, jenem aber das Verwalten, als dem Schaffner und Pfleger des Kirchenschatzes. [Aber] Du sollst den Bischof nicht zur Rechnungstellung fordern noch seine Verwaltung beaufsichtigen, wie er sie führt, oder wann oder wem oder wo er Wohlthaten spendet, ob er gut oder böse oder den Umständen entsprechend handelt; denn Gott der Herr ist’s, der Rechenschaft von ihm fordert, da er in seine Hände diese Verwaltung gelegt und ihn mit der so hohen Würde des Priesterthums begnadigt hat.
FAZIT
Es geht hier also – sowohl in moralischen als auch in dogmatischen Dingen um ein Spannungsverhältnis zwischen Unterordnung – als Bedingung des Friedens – und der größeren Pflicht zur Vermeidung eines Scheinfriedens, der nur Menschen verbindet, nicht mehr diese mit Christus in der Treue zu der von Ihm und dem Heiligen Geist geschenkten Tradition.
Genau das aber macht Probleme heute sowohl in USA als auch bei Steuerfreiheit in Europa und den Korruptionsfällen mancher Bischöfe bei uns.
Das “achte auf Dich“ kann da helfen.
4) Die monarchische Ordnung der Ökumene
Bischöfe sind zunächst an Ortsgemeinden gebunden, – später – an Diözesen. Jeder verwaltet sein Territorium „autonom“.
Irenäus, a.a.O. Buch V – XX 1, III-III 1
XX 1. …Der Pfad derer aber, die zur Kirche gehören, führt um die ganze Welt herum; er hat die feste, apostolische Tradition und läßt uns erkennen, daß aller Glaube ein und derselbe ist: alle bekennen ein und denselben Gott Vater, alle glauben an dieselbe Ordnung der Menschwerdung des Sohnes Gottes, wissen von ebenderselben Gabe des Geistes, beobachten ebendieselben Gebote und bewahren ebendieselbe Form der kirchlichen Verfassung, erwarten ebendieselbe Ankunft des Herrn und erhoffen ebendieselbe Heiligung des ganzen Menschen, d. h. des Leibes und der Seele. Wahr und fest ist die Predigt der Kirche; ein und derselbe Weg zum Heil wird in der gesamten Welt gewiesen. Ihr ist das Licht Gottes anvertraut, und deshalb wird die Weisheit Gottes, die alle Menschen rettet,,,an dem Ausgang besungen, und auf den Straßen wirkt sie mit Zuversicht, oben auf den Mauern wird sie gepriesen, an den Toren der Stadt redet sie ständig“ . Überall nämlich predigt die Kirche die Wahrheit, sie ist der siebenarmige Leuchter, der Christi Licht trägt.
III 1. Die von den Aposteln in der ganzen Welt verkündete Tradition kann in jeder Kirche jeder finden, der die Wahrheit sehen will, und wir können die von den Aposteln eingesetzten Bischöfe der einzelnen Kirchen aufzählen und ihre Nachfolger bis auf unsere Tage. Diese haben von den Wahngebilden jener nichts gelehrt und nichts gehört. Denn wenn die Apostel verborgene Geheimnisse gewußt hätten, die sie in besonderem, geheimem Unterricht nur die Vollkommenen lehrten, dann hätten sie die Geheimnisse am ehesten denen übergeben, denen sie sogar die Kirchen anvertrauten.
2. Weil es aber zu weitläufig wäre, in einem Werke wie dem vorliegenden die apostolische Nachfolge aller Kirchen aufzuzählen, so werden wir nur die apostolische Tradition und Glaubenspredigt der größten und ältesten und allbekannten Kirche, die von den beiden ruhmreichen Aposteln Petrus und Paulus zu Rom gegründet und gebaut ist, darlegen, wie sie durch die Nachfolge ihrer Bischöfe bis auf unsere Tage gekommen ist. So widerlegen wir alle, die wie auch immer aus Eigenliebe oder Ruhmsucht oder Blindheit oder Mißverstand Konventikel gründen. Mit der römischen Kirche nämlich muß wegen ihres besonderen Vorranges jede Kirche übereinstimmen, d. h. die Gläubigen von allerwärts, denn in ihr ist immer die apostolische Tradition bewahrt von denen, die von allen Seiten kommen.
Unter dem Missionsbefehl Christi, der alle Menschen retten will, breitete sich die Kirche über die jüdische Diaspora aus.
1 Petr 1-2
Petrus, Apostel Jesu Christi, den erwählten Fremden in der Diaspora in Pontus, Galatien, Kappadokien, der Provinz Asia und Bithynien, von Gott, dem Vater, von jeher ausersehen und durch den Geist geheiligt, um gehorsam zu sein und besprengt zu werden mit dem Blut Jesu Christi. Gnade sei mit euch und Friede in Fülle!
Sie umfaßte die ganze damals bekannte Welt mit ihren vom Schöpfer räumlich und zeitlich angeordneten Nationen.
Apg 17,26
Er hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen, damit es die ganze Erde bewohne. Er hat für sie bestimmte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt.
Dabei aber bleibt der Glaube überall derselbe
Irenäus, a.a.O. Buch I X 2
2. Nun wohl, diese Botschaft und diesen Glauben bewahrt die Kirche, wie sie ihn empfangen hat, obwohl sie, wie gesagt, über die ganze Welt zerstreut ist, sorgfältig, als ob sie in einem Hause wohnte, glaubt so daran, als ob sie nur eine Seele und ein Herz hätte, und verkündet und überliefert ihre Lehre so einstimmig, als ob sie nur einen Mund besäße. Undwenngleiches auf der Welt verschiedene Sprachen gibt, so ist doch die Kraft der Überlieferung ein und dieselbe. Die in Germanien gegründeten Kirchen glauben und überliefern nicht anders als die in Spanien oder bei den Kelten, die im Orient oder in Ägypten, die in Lybien oder in der Mitte der Welt.
Hierbei gliederten sich die Gemeinden zu benachbarten Gemeinde-Gemeinschaften der römischen Provinzen. Dabei soll nun aber der Bischof der jeweiligen Hauptstadt als erster unter Gleichen gelten.
Vgl. Can. 27
Die Bischöfe jeder Provinz sollen wissen, daß einer aus ihnen der Erste (Primas) sein müsse, und sollen ihn als ihr Haupt ansehen und weiter Nichts thun ohne sein Gutachten; nur das allein soll Jeder thun, was auf seine eigene Gemeinde und die ihr untergeordneten Orte Bezug hat. Aber auch Jener (der Metropolite) thue Nichts ohne das Gutachten aller (Suffraganbischöfe); denn so wird Eintracht herrschen und Gott verherrlicht werden durch Christus im hl. Geiste.
Das heißt: Mit der Ausbreitung des Christentums im ganzen römischen Reich und in Analogie zur gemeindlichen Monarchie werden auch die Diözesen monarchisch geordnet.
Andererseits sollen auch – und hier bricht die Analogie zur monarchischen Struktur der Gemeinde zusammen, die Metropoliten und Patriarchen in überregionalen Angelegenheiten nichts ohne das Gutachten ihrer Bischöfe unternehmen. Die Kirche ist auf dieser Ebene synodal.
Trotzdem: So wie die Bischöfe als Hirten ihre diözesanen Schafe weiden sollen, so sollen die ersten unter ihnen einen Vorrang unter den ihnen als Hirten – d.h. synodal – gleichgestellten Bischöfen wahrnehmen. Dieser Vorrang war zur Sicherstellung der Identität der Tradition in allen Regionen gedacht:
Den Vorrang vor all diesen Provinzial-Ersten beanspruchten zunächst die Bischöfe Roms als der Hauptstadt des heidnischen Reichs und zugleich im Blick auf die dortigen Apostelgräber.
Can. 27
Aber auch Jener (der Metropolite) thue Nichts ohne das Gutachten aller (Suffraganbischöfe); denn so wird Eintracht herrschen und Gott verherrlicht werden durch Christus im hl. Geiste.
Trotzdem: So wie die Bischöfe als Hirten ihre diözesanen Schafe weiden sollen, so sollen die ersten unter ihnen einen Vorrang unter den ihnen als Hirten – d.h. synodal – gleichgestellten Bischöfen wahrnehmen. Dieser Vorrang war zur Sicherstellung der Identität der Tradition in allen Regionen gedacht:
Den Vorrang vor all diesen Provinzial-Ersten beanspruchten zunächst die Bischöfe Roms als der Hauptstadt des heidnischen Reichs und zugleich im Blick auf die dortigen Apostelgräber.
Irenäus a.a.O., Buch III III 2:
Mit der römischen Kirche nämlich muß wegen ihres besonderen Vorranges jede Kirche übereinstimmen, d. h. die Gläubigen von allerwärts, denn in ihr ist immer die apostolische Tradition bewahrt von denen, die von allen Seiten kommen.
Die Sache mit den Gräbern war wohl nicht so ganz entscheidend, denn sogar der Bischof von Jerusalem wurde (MeyCh 29f) dem Bischof der Provinzialhauptstadt Caesarea unterstellt, trotz Jerusalem’s Rang als Ort von Kreuzigung, Himmelfahrt und Pfingsten.
Es ist darum nicht überraschend, wenn im 4. Jh. Die Patriarchen von Konstantinopel, der Hauptstadt des christlichen Reichs, die zweite Rangstufe hinter Rom beanspruchten (MeyBT 86) und sich überdies (seit can. 28 im 4. Öku Konzil) „ökumenisch“ nannten.
Diese Rangfolgen hatten keine theologische Bedeutung (Meyendorff OCh) sondern waren Gegenstand politischer Verhandlungen.
Auch wurde dort eine Dauersynode zur Lösung aller Probleme institutiuonalisiert, und diese Lehrautorität galt dann auch für das Synodikon der Orthodoxie, seit 843 in allen Kirchen am ersten Fastensonntag gelesen.
Dies wurde zentral für das kirchliche Selbstverständnis der Orthodoxie: die kleinen Schismen der 9. Und 10. Jh sind sozusagen gar nicht vorgekommen, denn nur die richtigen Patriarchen werden genannt. Auch für die späteren Ergänzungen: Wer Einigung mit dem schismatischen Rom machte, wurde übergangen.
Sonderproblem Rom
Grundlegend festzuhalten aus dem Vorangegangenen ist die Gleichstellung der Apostel
Cyprian Einheit IV
Auf e i n e n baut er die Kirche, und obwohl er den Aposteln allen nach seiner Auferstehung gleiche Gewalt erteilt und sagt: „Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch. Empfanget den Heiligen Geist. Wenn ihr einem die Sünden erlasset, so werden sie ihm erlassen werden; wenn ihr sie einem behaltet, so werden sie ihm behalten werden“ , so hat er dennoch, um die Einheit deutlich hervorzuheben, durch sein Machtwort es so gefügt, daß der Ursprung eben dieser Einheit von e i n e m sich herleitet. Gewiß waren auch die übrigen Apostel das, was Petrus gewesen ist, mit dem gleichen Anteil an Ehre und an Macht ausgestattet, aber der Anfang geht von der Einheit aus, damit die Kirche Christi als e i n e erwiesen werde.
vgl. Mt. 16:19
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.
Trotzdem wurde allmählich der Ehrenvorrang von Rom in eine Urteils- und Lehrautorität verwandelt.
Dabei beruft man sich auf den Clemensbrief:
Clem. I:
Wegen der plötzlichen und einander nachfolgenden Drangsale und Leiden bei uns, Brüder, glauben wir, etwas lässig sein zu dürfen, bis wir unsere Aufmerksamkeit den bei euch lebhaft verhandelten Dingen zuwendeten; wir meinen, Geliebte, den für die Auserwählten Gottes unpassenden und fremdartigen, den ruchlosen und unseligen Streit, den einige wenige hitzige und verwegene Leute, die da sind, bis zu einem solchen Grade von Unverstand angefacht haben, dass euer ehrwürdiger, hochgerühmter und bei allen Menschen beliebter Name in hohem Grade beschimpft wurde.
Die Gemeinde in Korinth hatte einige Älteste=presbyter=Priester (ein Begriff, den er auch für Bischöfe verwendet), abgesetzt ohne daß ernste moralische Gründe vorlagen). Angesichts der resultierenden inneren Schismen interveniert ein Bischof von Rom, und darauf wird auch in einem späteren Brief an Papst Soter (im Jahre170) zurückverwiesen. Wichtig ist hierbei aber, daß Clemens‘Antwort die Glaubensinhalte und Glaubenslebensweisen aller Kirchen beschreibt. Der Brief fand darum als „allgemein gültig“ große Verbreitung. (vgl. Cyprian, Einheit, IV siehe oben).
Seine Position wird schön veranschaulicht durch einen Brief an Papst Cornelius
Cyprian Brief LIX an Papst Cornelius II
Wenn es aber so steht, teuerster Bruder, daß man sich vor der Vermessenheit der Nichtswürdigsten fürchtet und daß die Bösewichte das, was sie auf dem Wege des Rechts und der Billigkeit nicht erreichen können, mit ihrer verzweifelten Tollkühnheit durchsetzen, dann ist es geschehen um die Kraft des bischöflichen Amtes und um die erhabene und göttliche Macht der kirchlichen Leitung, und wir können unmöglich noch länger Christen sein und bleiben, wenn es dahin gekommen ist, daß wir uns vor den Drohungen und Nachstellungen der Verlorenen fürchten.
Hier wirft Cyprian von Karthago dem Papst von Rom vor, daß er aus Feigheit vor den Bösewichten nachgegeben und somit sein bischöfliches Amt und seinen Dienst der kirchlichen Leitung verraten hat.
Derselbe Geist spricht aus einem anderen Brief Cyprians
Cyprian Brief LXXI an Quintus III
Bei Vorschriften aber darf man sich nicht auf das Herkommen berufen, sondern die Vernunft muß siegen. Denn auch Petrus, den der Herr als ersten auserkor und auf den er seine Kirche baute, hat keinen übermütigen Anspruch erhoben oder stolze Anmaßung gezeigt, als nachmals Paulus mit ihm über die Frage der Beschneidung rechtete. Er hat nicht gesagt, er habe den Vorrang (Primat) und die Neulinge und Späteren müßten ihm gehorchen; auch schätzte er den Paulus keineswegs als früheren Verfolger der Kirche gering, sondern er beherzigte seinen vernünftigen Rat und stimmte mit Freuden der richtigen Auffassung bei, die Paulus vertrat. So gab er uns doch ohne Zweifel ein Beispiel der Eintracht und Geduld, damit wir nicht hartnäckig an unserer Meinung festhalten, sondern vielmehr alles uns zu eigen machen, was uns nur jemals unsere Brüder und Amtsgenossen zu Nutz und Frommen vorbringen, vorausgesetzt, daß es vernünftig und richtig ist…
Selbst Petrus hat keinen Primat beansprucht, sondern sich durch Paulus‘ Vernunftgründe überzeugen lassen. (Vlg. Der Abschnitt über Tradition und Traditionen).
Insofern wird ein von Rom beanspruchter „Primat“ immer dann abgelehnt, wenn er die Tradition verletzt:
Firmilian Brief LXXV an Cyprian XVII
Und in dieser Beziehung kann ich mich wirklich empören über diese so offensichtliche und handgreifliche Torheit des Stephanus; gerade er, der sich so sehr seiner bischöflichen Stellung rühmt und die Nachfolge des Petrus innezuhaben behauptet, auf dem die Grundlagen der Kirche errichtet sind, ist es ja, der noch viele andere Felsen einführt und die Gebäude zahlreicher neuer Kirchen aufstellt, indem er mit seinem persönlichen Ansehen dafür eintritt, daß dort die Taufe sei. Denn die Getauften machen doch mit ihrer Zahl ohne Zweifel eine Kirche aus. Wer aber ihre Taufe anerkennt, bestätigt auch, daß die Getauften dort eine Kirche bilden, ohne einzusehen, daß er, wenn er so die Einheit verrät und im Stiche läßt, die Wahrheit des christlichen Felsens verdunkelt und gewissermaßen vernichtet.
(Vgl. hierzu Meyendorff Och)
Die Orthodoxie hat Petrus‘ Berufung durch Christus immer auf seinen Glauben bezogen. Die Heraushebung von Rom wurde immer im Blick auf seine politische Vormachtstellung verstanden, sowie auf seine Heiligung durch die Apostelgräber. Sie hat die Nachfolge des Petrus niemals personalisiert oder an einen Ort wie Rom gebunden. Die Nachfolger im Glauben lebten überall.
Wenn man das nicht bedenkt und aus der örtlichen Verankerung von Bischöfen eine Regel des richterlichen Vorrangs macht, unterbewertet man das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche. Von daher muß man sagen: Das Vatikan-gebundene Christentum hat das, was eigentlich als irenischer Mechanismus gedacht war, theologisch verabsolutiert. Demgegenüber hatdie Orthodoxie mit all ihren Regelungen immer flexibel, d.h. auf den in der Kirche wirkenden Geist hin, reagiert.
5) Territoriale Festlegung klerikaler Autorität
Jeder Bischof darf nur in seiner Diözese amtieren. Dabei ging es insbesondere um die Weihe von Priestern und Diakonen, aber zugleich auch um die Lehre.
Can. 11:
Keinem Bischof sei es erlaubt, seine Diözese zu verlassen und eine andere zu übernehmen, wenn er auch von Mehreren dazu gezwungen werden sollte, es sei denn ein vernünftiger Grund vorhanden, der ihn antreibt, Dieß zu thun, so z. B. wenn er Denen, die dort wohnen, durch Unterricht in der Frömmigkeit größeren Nutzen bringen könnte: aber nicht nach eigenem, sondern nach dem Gutachten vieler Mitbischöfe und auf dringlichstes Zureden.
Bischöfe dürfen ihre Gemeinde nicht verlassen, außer wenn das nötig ist, nach dem Urteil vieler Mitbischöfe (Ped: und auch dann nur für gewisse Zeit)
Can. 12
Wenn ein Priester oder Diakon oder überhaupt Einer aus dem Klerikerverzeichniß seine Gemeinde verläßt und zu einer andern sich begibt und gänzlich übersiedelnd gegen den Willen seines Bischofs in einer andern Gemeinde bleibt: so befehlen wir bezüglich seiner, daß er nicht weiter kirchliche Dienste verrichte, insbesondere wenn er der Aufforderung des Bischofs, zurückzukehren, keine Folge leistet und in seiner Auflehnung gegen die Ordnung verharrt, als Laie jedoch mag er dort kommuniziren. Wenn aber der Bischof, bei dem Solche sich aufhalten, die gegen sie verhängte Suspension nicht beachtet und sie als Kleriker aufnimmt, so soll er exkommunizirt werden als Lehrer der Zügellosigkeit.
Kein Kleriker darf ohne Segen seines Bischofs wechseln, sonst muß man ihm den kirchlichen Dienst verbieten. Und ein Bischof, der so einen annimmt, wird exkommuniziert (Ped. erklärt hierzu, daß jeder Kleriker zu einer bestimmten Kirche geweiht wird)
Can. 28 (Ped. 35)
Kein Bischof unterfange sich, ausserhalb seines Bezirkes Weihen zu ertheilen in Städten oder kleinern Orten, die nicht unter ihm stehen. Ist er aber überführt, Dieß gethan zu haben ohne Wissen und Willen Derer, welche jene Städte und Orte inne haben, so soll er selbst abgesetzt werden und auch die von ihm Geweihten.
Kein Bischof darf außerhalb seines Bezirks weihen, sonst wird er abgesetzt und die von ihm Geweihten.
Man wollte vermeiden, zwei Bischöfe zugleich am gleichen Ort zu haben, wenn die dann Verschiedenes wollen. Und dasselbe gilt auch für Metropoliten und Patriarchen.
Genau solches Nebeneinander prägt nun aber heute die westliche Welt. Allerdings „wollen“ im Westen die verschiedenen Bischöfe auf demselben Raum Sachen nur für ihre je ethnisch diversen und voneinander getrennten Herden. Diese Trennung behindert dann die Ökumene, wenn das Nebeneinander die Gemeinden in nationale Kulturklubs verwandelt. Aufgrund ihrer räumlichen Nähe könnten die ethnisch diversen Ortskirchen die Ökumene aber ebenso fördern. Gerade Konvertiten könnten als „Grenzgänger“ hierzu beitragen.
Ich sehe also diesen Mißstand vieler Bischöfe auf einem Territorium, das für alle neues Missionsgebiet sein sollte, nicht als unmittelbar Handlungs- bedürftig: Auch in den USA kann die OCA ihren ökumenischen Generalismus pflegen, indem sie unter ihrem Dach national geprägte Gemeinden ihre eigene Traditionen zu pflegen erlaubt.
Wie Meyendorff LT kritisiert, gibt es heute leider Titularbischöfe ohne ortsgebundene Verantwortung, bloß als Beamtenapparat.
Wieder eine andere Sache sind konkurrierende Katakombenkirchen dort, wo die etablierte Kirche das ihr gesetzte Ziel nicht verfolgt oder verfolgen kann, wie dies unter sowjetischer Herrschaft der Fall war, vielleicht (?) auch unter türkischer Herrschaft (zumindest im Griechenland der Befreiungskriege). Hier wurde durch solche Parallelstrukturen die wichtige Einheitsregel in dem Maße nur scheinbar verletzt, in dem die je „offizielle Kirche“ sich bereits selbst von der Tradition entfernt hatte.
Ein weiterer Bereich, in dem Friede und Eintracht gesichert werden müssen, betrifft die Lehre, die sich auf die Tradition der Kirche in ihrer Gesamtheit bezieht, also den Glauben ebenso betrifft wie die liturgischen Handlungen, die asketischen Regeln, die Diakonie und die Mission.
Can 30
Zweimal im Jahre finde Zusammenkunft (Synode) der Bischöfe statt: und sie sollen unter einander erörtern die Glaubenssätze der Religion und die auftauchenden kirchlichen Streitigkeiten ausgleichen: zusammenkommen aber sollen sie das eine Mal in der vierten Woche der Pentekoste (fünfzig Tage von Ostern bis Pfingsten), und wiederum am zwölften Tage des Monats Hyperberetaios (Oktober).
schreibt für Bischöfe zwei Synoden im Jahr vor, zur Klärung u.a. von Lehrfragen.
Sonderproblem Ökumenismus
Can 8 (Ped. 10)
Wenn Jemand mit einem Exkommunizirten, und sei es auch zu Hause, das Gebet verrichtet, so soll er auch selbst exkommunizirt werden.
Jene Exkommunizierten, erläutert das Pedalion, mit denen zusammen man nicht beten darf, sind hier Sünder, die nicht nur von der Kommunion, sondern überhaupt aus der Kirche ausgeschlossen wurden.
Es geht hier also um Häretiker.
Can. 37 (Ped 45)
Ein Bischof oder Priester oder Diakon, welcher bloß zugleich mit Ketzern betete, werde ausgeschlossen: wenn er sie aber auch beauftragt hat, in irgend einer Weise thätig zu sein, als wären sie Kleriker, so werde er abgesetzt.
Wenn ein Kleriker mit ihnen betet, wird er ausgeschlossen (erhält Zelebrationsverbot). Wenn er häretische Kleriker eine kirchliche Handlung durchführen läßt, wird er abgesetzt. (Das Pedalion verbietet bereits, einenSegen von Häretikern anzunehmen) Nach dem 11. Apostolischen Kanon sollen wir Häretiker hassen und meiden.)
Can. 57 (Ped 65)
Wenn ein Kleriker oder Laie in die Versammlung der Juden oder Ketzer geht, um zu beten, werde er abgesetzt und ausgeschlossen.
Das große Problem ist, daß man heutige WestChristen nicht mit den alten Häretikern vergleichen kann. Diese heutigen sind seit 1000 Jahren in ihren eigenen Traditionen eingeschlossen. Man muß ihnen anders begegnen, sagte Vater Ilya mir.
(Gewiss, antworte ich. Aber je mehr ihre Konfessionen sterben, umso mehr sind sie verpflichtet, ihre Suche nach Gott (das einzige, was uns rettet) anders auszurichten. Je mehr die Orthodoxie bekannt wird, umso größer die Verantwortung derer, die sich weigern, sie zu prüfen. Und je ungünstiger das Bild ist, das wir Orthodoxe ihnen bieten, umso schrecklicher unsere Verantwortung dafür, daß wir ihre Suche behindern…)
Was den Ökumenismus in Teilen unserer Hierarchie angeht, so kannn sich natürlich jeder Hierarch berufen auf seine Berufung zur Berwahrung der Tradition:
Ap.Konst. II-V:
[Der Bischof soll] Gesetz und Tradition genau auseinander zu halten wissen und zeigen, was Gesetz der Gläubigen sei und was Fesseln der Ungläubigen, damit nicht Jemand den Fesseln verfalle.
Ein Bischof kann somit behaupten, es gelte bei seinem Umgehen mit den Konfessionen nur, nicht mehr zeitgemäße „Fesseln“ abzustreifen.
FAZIT
Wenn es hier also um Fragen der Bewahrung der Tradition geht, dann können nur wirkliche Geistträger entscheiden, welche Zuordnung von Fesseln oder Gültigem zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen gelten sollen.
Was den Ökumenismus angeht, halte ich es dabei mit dem Heiligen Justin.
b) Beispiele für Optionen in der Anwendung von Regeln
Diese best practice Weisen des Vorgehens bieten ihrerseits die Option einer Anwendung im Sinne von Oikonomia oder Akribia (Meyendorff BT).
Ursprünglich bezeichnet Oikonomia den Heilsplan Gottes. Aber der wurde Menschen zur Mitarbeit anvertraut.
So nennt Paul die Prediger des Worts Diener oikonomoi der Mysterien Gottes
1 Kor 4,1
So soll man uns betrachten: als Diener Christi und als Verwalter von Geheimnissen Gottes.
und diese Rolle übernimmt dann auch der Bischof
Titus 1,7
Denn der Bischof muss unbescholten sein als Haushalter Gottes, nicht überheblich und jähzornig, kein Trinker, nicht gewalttätig, nicht habgierig,
1) Zur Beschneidung
Bei der Auseinandersetzung in Jerusalem war entschieden worden, daß die Beschneidung eine unnötige Bürde für die Heiden sein würde. Trotzdem beschneidet Paulus, der diesen Kampf ausgefochten hatte, Timotheus:
Apg 16,1-3
Er gelangte aber nach Derbe und Lystra. Und siehe, daselbst war ein gewisser Jünger, mit Namen Timotheus, der Sohn eines jüdischen gläubigen Weibes, aber eines griechischen Vaters;
welcher ein gutes Zeugnis hatte von den Brüdern in Lystra und Ikonium.
Paulus wollte, daß dieser mit ihm ausgehe, und er nahm und beschnitt ihn um der Juden willen, die in jenen Orten waren; denn sie kannten alle seinen Vater, daß er ein Grieche war.
Ganz offenbar war Timotheus für die Verkündigung des Evangeliums nur dann in seiner Heimat brauchbar, wenn er nach den dortigen Kriterien „dazugehörte“. Er galt ja, da seine Mutter jüdisch war, in den Augen der Juden in Derbe und Lystra selbst als ein Jude…“
2) Von Häretikern Getaufte
Grundsätzlich (akribisch) gilt die Taufe nur, wenn sie in der Kirche vollzogen wurde:
Cyprian Brief an Januarius I
Denn wir glauben und halten für gewiß, daß niemand draußen außerhalb der Kirche getauft werden kann, da nur eine Taufe in der heiligen Kirche eingesetzt ist
Can. 38 (Ped 46)
Wenn ein Kleriker die Taufe der Ketzer (ihr Opfer) annimmt, wird er abgesetzt.
Wenn ein Kleriker die Taufe der Ketzer (ihr Opfer) annimmt, wird er abgesetzt.
Ap.Konst. VI-XV
Jene, die „getauft wurden“ von Häretikern, muß man taufen.
Von Häretikern „Getaufte“ müssen allererst getauft werden.
Firmilian Brief an Cyprian
XVII Und in dieser Beziehung kann ich mich wirklich empören über diese so offensichtliche und handgreifliche Torheit des Stephanus; gerade er, der sich so sehr seiner bischöflichen Stellung rühmt und die Nachfolge des Petrus innezuhaben behauptet, auf dem die Grundlagen der Kirche errichtet sind, ist es ja, der noch viele andere Felsen einführt und die Gebäude zahlreicher neuer Kirchen aufstellt, indem er mit seinem persönlichen Ansehen dafür eintritt, daß dort die Taufe sei. Denn die Getauften machen doch mit ihrer Zahl ohne Zweifel eine Kirche aus. Wer aber ihre Taufe anerkennt, bestätigt auch, daß die Getauften dort eine Kirche bilden, ohne einzusehen, daß er, wenn er so die Einheit verrät und im Stiche läßt, die Wahrheit des christlichen Felsens verdunkelt und gewissermaßen vernichtet.
Demgegenüber nimmt der Heilige Basilius im Brief an Amphilochius, der zu den Byz. Kanones gehört, eine mildere (Oikonomia-geprägte) Position ein:
Die Taufe von Häretikern ist ungültig, aber wenn solche Strenge ein Hindernis für Gottes Heilsplan wird, sollte man den Gewohnheiten folgen und den Vätern. (Er spricht hier offensichtlich von lokalen Gewohnheiten und Vätern der von der Kirche getrennten Christen.)
Hier geht es nicht wie bei der westlichen dispensatio um ihrerseits regelhafte Ausnahmen vom Gesetz, sondern um Blick auf den individuellen Fall, dem man auf dem Weg zu Gott helfen muß . [Deshalb kann das Vorgehen nach Oikonomia auch mal strenger sein als die Akribia.]
3) Einhalten jüdischer Reinigungsgebote
Obwohl Paulus selbst diese Gebote als nicht mehr heilsnotwendig erkannt hatte, folgte er ihnen bei seiner Ankunft in Jerusalem auf Anraten der Ältesten: Nur so konnteseine Predigt des Evangeliums auf Gehör hoffen.
Apg 21,23 ff.
Tue nun dieses, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben.
Diese nimm zu dir und reinige dich mit ihnen und trage die Kosten für sie, damit sie das Haupt scheren lassen; und alle werden erkennen, daß nichts an dem ist, was ihnen über dich berichtet worden, sondern daß du selbst auch in der Beobachtung des Gesetzes wandelst.
Was aber die Gläubigen aus den Nationen betrifft, so haben wir geschrieben und verfügt, daß [sie nichts dergleichen halten sollten, als nur daß] sie sich sowohl vor dem Götzenopfer als auch vor Blut und Ersticktem und Hurerei bewahrten.
Natürlich wecken solche Zugeständnisse Erinnerungen an allerlei Duldungen örtlicher Mißstände, die in den Anfangsphasen der Mission unvermeidlich sein mögen. Und natürlich weckt die Erinnerung an solche Zugeständnisse heute ein ganzes Wespennest von Argumenten, man müsse dem Zeitgeist entgegenkommen und bestimmte traditionale Ideen (als nur Menschen-gemacht) ablegen (Unterordnung der Frau unter ihren Mann, Homophobie…)
FAZIT
Die Abgrenzung legitimer Oikonomia (der Abschwächung oder Verschärfung kanonischer Regeln) von Kompromissen und Verrat an der Integrität des Glaubens bedarf der Unterscheidung im Blick auf die jeweils gegebenen chancen für die Rettung eines Menschen. Gerade hier trennt die Orthodoxie einen Bereich der persönlichen Seelsorge vom Bereich des theologisch Verkündbaren. Die Verantwortung hier trägt der Seelsorger, und die Schafe sollten sich aus solchen Sachen heraushalten und nicht über gewährte geistliche Anleitung reden. Nicht alle Fälle, und das müssen wir Konvertiten lernen, haben eine eindeutige Lösung. Eindeutig genug bleibt immer die Forderung Christi nach einem reuigen und zerbrochenen Herzen.